Puerto Galera – let’s go down to the waterline

(03. – 05.02.18)

Anmerkung: Dies ist ein Gastbeitrag, für den der berühmte Traveller und Müßiggänger B. A. Patermann gewonnen werden konnte.  

Unsere Reise auf die Philippinen beginnt quasi in Nha Trang. Wir nehmen zwei Grab-Roller-Taxis (Fortbewegungsmittelzählerstand: #1) zum Bahnhof und besteigen den Zug (#2) nach Ho-Chi-Minh-Stadt . Nach 8 Stunden Fahrt durch eine der schönsten Landschaften wie ich sie in Vietnam nicht erwartet hätte – trockene Ebene, kahle Berge, Wüste und dahinter das tiefblaue Meer – kommen wir zum zweiten (Annalena zum dritten) und voraussichtlich vorvorletzten Mal auf unserer Reise in HCMS an. 

Nach Zeitvertreib mit katholischen Kirchen (ich) und essen (Annalena zum 27643ten Mal Brot mit Ei) fahren wir mit einem Grab-Auto (#3) zum Flughafen. Das philippinische Ryanair (aua)(#4) trägt uns verlässlich über das Südchinesische Meer und „landet“ (aua!) um kurz vor 2 Uhr nachts irgendwo im Konglomerat der einander verschlingenden Städte im Herzen Luzons. Wir fallen aus dem Bett (Flugzeugsitz) ins Bett (Flughafensitz) und schlafen wechselnd tief und immer frierend im beruhigend gut bewachten Bereich des Terminals auf harten Bänken und dicken Rucksäcken. Als es uns um 7 dann reicht, zittern wir uns den Weg zum Taxi (#5) und fahren direkt zum Busbahnhof, um der unübersichtlichen Megastadt so schnell wie möglich zu entkommen. 

Was uns beide aus Unwissenheit einigermaßen überrascht: Die Philippinen sind amerikanisch. So sehr, dass Straßenschilder, Reklametafeln, Wegweiser und öffentliche Anschläge fast ausnahmslos in Englisch verfasst sind. Fastfoodrestaurants reihen sich aneinander und verkaufen billige Burger und Pancakes. Und zum ersten Mal im Leben – ein toller Moment – werde ich „Sir“ genannt. Ein uniformierter Wachmann hält mir die Tür auf, ich werde freundlichst von ihm und dem Türpersonal begrüßt und betrete als Ehrengast das Geschäft, alle sind nur für mich hier, ich bin Sir Benedikt, und ich hätte gerne ein Hühnchen und eine Cola, bitte. 

Ein Reisebus (#6) bringt uns nach Batangas, am Pier kaufen wir genervt vom vielleicht-über-den-Tisch-gezogen-werden zwei Tickets und sitzen nach einer nur einstündigen Pause in einer verwirrenden Wartehalle (Desinformation..) auf einem Auslegerboot (#7) und gleiten durch die Batangas Bay direkt nach Mindoro. 

Nach insgesamt 30 Stunden reisen fallen wir auf das diesmal echte Bett und sind glücklich, angekommen zu sein. Kurz zuvor wurden wir im Happy Buddha Hostel (das ich weniger auf den christlichen Philippinen erwartet hätte) vom bärtigen australischen Auswanderer Alan (no that’s not Alan.. Steve.. nah, Steve.) Steve! begrüßt, der die sehr einfache Herberge noch zu einem angenehmen Heim macht. Schöne Zimmer sind nicht alles. Jemand, mit dem man sich unterhalten kann, der im besten Fall sogar eine Bar/Tresen hat, das ist auch was wert. 

Am nächsten Tag verhandeln wir geübt den Mietpreis eines Mopeds und ich fliege uns mit viel Freude an den kurvigen Straßen entlang phantastischer Ausblicke zu einem Wasserfall und Mangrovenwäldern. Als Annalenas Bauch beschließt, lieber die Vertikale zu suchen, setze ich sie im Hostel ab und fahre alleine weiter. Leichter und beweglicher macht das Fahren auf den fast leeren Bergstraßen noch mehr Spaß, der ungedrosselte Roller trägt mich flink über Hügel und durch weite Kurven. Entlang der Straße sehe ich verfallene aber bewohnte Hütten, mit Stock und Reifen spielende Kinder, Dschungel und – wie überall – tonnenweise Müll. 

Und dann entdecke ich, nicht lange bevor die Miete ausläuft und ich zurück in die Kleinstadt muss, den Ort an dem alles anders ist. Plötzlich endet die Straße, der verfallene Weg führt in überwucherndes Grasland, ich gehe auf einem Plateau, das in hohen Klippen im Meer endet, ich sehe Schiffe, türkises Meer, in der Ferne die gegenüberliegende Küste und hinter mir die untergehende Sonne. Es ist endlich mal ruhig, keine Motoren, Hupen oder laute Musik, keine Häuser oder Menschen, nur ich und die Weite. 
 

#2
Katzenbevölkerung der Museumslok am Bahnhof in Ho-Chi-Minh-Stadt
#7 (so sehen die Boote hier übrigens alle aus)
Hinein ins Dickicht
Rallyepilot und Arbeitsgerät
Sir Benedikt am Ende der Welt

4 Gedanken zu „Puerto Galera – let’s go down to the waterline“

  1. Cool geschrieben, Sir Benedikt 😉
    Die Reise klingt alles andere als angenehme…aber scheint sich ja gelohnt zu haben. Zumindest schwingt eine gewisse Begeisterung durch die Zeilen 😀
    Ich wünsch euch noch ganz viel Spaß und bis ganz bald 😀

  2. Wow ! Der berühmte Müßiggänger Sir Bene ! Hier in diesem Blog. Well done. Bene !
    Hah, welch internationaler Sprachwitz 🙂

    Ich mag Deine Rally-Ambitionen, aber hat das Ding nicht ein bisschen zu wenig P.S. unter dem Häubchen ? Davon abgesehen scheint es Euch ja prächtig zu gehen ! Liebe Grüße aus dem dunstigen Meerbusch !

    1. Ja, eigentlich viel zu wenig. Aber die Straßenqualität und den Zustand, in dem die Roller oft sind bedenkend: genug, damit man keine Angst haben muss. ^^
      Den Rest träumt man sich..

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